25. April

Es ist gut gegangen. Spiegel.de schreibt, Putin habe die Wahl verloren. Emmanuel Macron kann Frankreich fünf weitere Jahre regieren. Die moskaunahe, rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen ist geschlagen.

Fünf Jahre. Bis das Land voraussichtlich 2027 wieder Russisches Roulette spielt, wie faz.net unlängst die französischen Präsidentenwahlen klassifizierte. Fünf Jahre, um Luft zu holen. Fünf Jahre, um konstruktiv an einer neuen europäischen Friedensordnung zu arbeiten.

Fünf Jahre

Fünf Jahre, um die russische Aggression gegen Europa zurückzuweisen. Fünf Jahre, um die EU voran zu bringen, nicht zuletzt auch im Hinblick auf eine menschlichere Migrationspolitik. Fünf weitere Jahre enge deutsch-französische Kooperation. Manche Medien sehen Frankreich und Macron jetzt auch angesichts der deutschen Schwäche als Anführer Europas.

Das große Aufatmen

Aber der liberale Macron hat auch fünf Jahre, um sein Land im Inneren zu befrieden. Die verarmten und migrantisch geprägten Vorstädte. Aber ebenso den Teil des Landes, den man auf der anderen Seite des Rheins gerne als „Provinz“ bezeichnet. Ein Begriff, der hierzulande nur ironisch funktioniert. In Frankreich ist das anders.

Gerade dort, in der Provinz, fernab von Paris und den wenigen anderen größeren Städten des Landes, erzielte Le Pen ihre besten Ergebnisse. Macron muss Stadt und Land einen. Eine Herkulesaufgabe in einem Land, das seit jeher so zentralistisch organisiert ist wie Frankreich.

14 Millionen Stimmen für Le Pen

Was bleibt darüber hinaus von der diesjährigen Wahl? In erster Linie, dass am Ende bei relativ niedriger Wahlbeteiligung 41 Prozent der Wahlberechtigten beziehungsweise rund 14 Millionen Französinnen und Franzosen die rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen wählten. Nicht nur deren Wähler*innen müssen verstehen, dass die Wahl einer rechtsextremen Kandidatin nicht mit einer angeblichen Protestwahl zu entschuldigen ist.

Eine französische Präsidentschaftswahl ist kein Spiel, sondern sehr ernst. Unter bestimmten Umständen kann sie gar tödlicher Ernst sein.  14 Millionen müssen davon überzeugt werden. Sonst spielen die Franzosen am Ende wirklich alle fünf Jahre Russisches Roulette.

Die Französinnen und Franzosen dürfen ihr Verantwortungsbewusstsein bereits 12. und 19. Juni wieder unter Beweis stellen – dann wird in zwei Wahlgängen die neue Nationalversammlung gewählt.

Europa lebt.

Frank Behrens

 

Abbildung:
Europa in den Grenzen von 1994.
Foto: Frank Behrens (Quelle: Rand McInally/Westermann Weltatlas 1994)

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