Madsack-CEO Thomas Düffert springt der Funke Mediengruppe zur Seite. Kommt es beim BDZV zu einer Fraktionsbildung?
Ganz ohne Konsequenzen bleibt die Causa Döpfner-Reichelt wohl doch nicht. Jedenfalls beim BDZV (Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger) nicht. Dort ist jetzt Vizepräsident und Madsack-CEO Thomas Düffert mit sofortiger Wirkung und ohne Angaben von Gründen zurückgetreten. Das berichtet der Branchendienst Horizont. Düffert wolle aber in dem Gremium bleiben.
Somit zeichnet sich beim BDZV möglicherweise eine Fraktionsbildung ab. Madsack aus Hannover (u.a. Hannoversche Allgemeine Zeitung, Leipziger Volkszeitung, Ostsee-Zeitung, Märkische Allgemeine, Kieler Nachrichten, Lübecker Nachrichten) an der Seite der Funke Mediengruppe aus Essen (u.a. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost) auf der einen Seite. Auf der anderen: der Berliner Großverlag Axel Springer (Bild, Welt, B.Z.) und der mehr oder weniger schweigende Rest.
Funke und Madsack gegen Springer und den Rest
Die Funke Mediengruppe hatte im Vorfeld der BDZV-Sitzung am vergangenen Montag Konsequenzen aus der Causa Döpfner-Reichelt angemahnt. Funke-Geschäftsführer Christoph Rüth hat diese Diskussion dem Vernehmen nach auf der Sitzung, die per Videoschalte durchgeführt wurde, auch noch einmal anzustoßen versucht. Und war dabei nicht auf die Gegenliebe der Mehrheit seiner Verlagskollegen beim BDZV gestoßen.
Unverständlich bleibt auch ohne diese neueste Entwicklung, warum die Mehrzahl der Verlage Mathias Döpfners Verunglimpfung von Journalisten als „Propaganda-Assistenten“ und sein Geschwurbel von einer „DDR 2.0“ toleriert sowie dessen fragwürdigen Umgang mit der Causa Reichelt achselzuckend hinnimmt. Immerhin steht im Raum, dass Döpfner im vergangenen Jahr die Öffentlichkeit falsch über den Stand der Ermittlungen gegen den damaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt informiert und – in seiner Wirkung noch gravierender – Springer-interne Gegenermittlungen in Geheimdienstmanier in die Wege geleitet hat. Und dabei Kolleginnen gegen ihren Wunsch und ohne ihr Wissen ausgerechnet dem des Machtmissbrauchs beschuldigten Reichelt ausgeliefert hat.
Transparenz kommt nur in Sonntagsreden vor
Die Vorgänge als interne Angelegenheit des Springer-Konzerns abzutun und keine Konsequenzen hinsichtlich Döpfners Präsidentenamt beim BDZV zu ziehen, erinnert an vergessen geglaubte Zeiten. Und ist alles andere als ein Vorbild an gelebter Transparenz. Die scheint nur als Stichwort für Sonntagsreden herhalten zu müssen.
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