Mittags bei Rewe. Die Schlange an der Kasse wird länger. Eine überforderte, offensichtlich neue Kassiererin. Migrantischer Hintergrund. Sie kennt die Preiscodes für Gemüse und Backwaren noch nicht. Eine grauhaarige Frau mittleren Alters hinter mir wispert zunehmend genervt. Ohne Unterlass.
Nach einigen Minuten naht Rettung in Person des Kassierers, der sie scheinbar auch einarbeitet. Er erwähnt gegenüber den ungeduldigen Kunden, dass sie gerade einen Ladendieb zu überwältigen hatten. “Kein Ausweis, keine Aufenthaltsgenehmigung”, fügt er noch hinzu. Die wispernde Dame ist nun in ihrem Element: “Das kommt davon, wenn man die alle reinholt!” Während ich das hören muss, zahle ich gerade meine Einkäufe. Meine Entgegnung, schon im Gehen, dass sie es sich nicht so einfach machen sollte, gefällt ihr nicht. Die neue Kassiererin schweigt. Was soll sie auch sagen? „Dem Pöbel Zucker geben“ weiterlesen
Grünkohlessen
Grünkohl ist mehr als nur ein Essen. Ein Gefühl? Seit den achtziger Jahren steht für mich die letzte Novemberwoche ganz im Zeichen dieses Krauts. Damals lebten wir in München und es war ein echtes Abenteuer, genug Grünkohl in dieser südlichsten deutschen Großstadt aufzutreiben. Irgendwie hat es immer geklappt. Statt Schweinebacke, wie wir es aus unserer holsteinischen Heimat gewohnt waren, gab’s halt durchwachsenen Speck, in Bayern “Wammerl” genannt. Vom Metzger im “Alten Wirt” in Englschalking. Und auch bei den Würsten improvisierten wir, sogar Wiener lassen sich im Grünkohl kochen. „Grünkohlessen“ weiterlesen