Gesichtsmasken gehören längst zum Alltag. Die meisten von uns haben sich längst daran gewöhnt. Aber es gibt eine Ausnahme.
Die Corona-Pandemie kommt in die Jahre. Im Januar waren es zwei Jahre, dass in Deutschland die ersten, noch vereinzelten Fälle, auftraten. Im März werden es zwei Jahre, dass die Pandemie auch hierzulande an Schwung gewann. Mitte März 2020 traten Abstands- und Hygieneregeln in Kraft, es kam zu den ersten Lockdowns. Im April 2020 wurde das Tragen eines Mund-Nasenschutzes in Handel und öffentlichem Verkehr obligatorisch.
Maske aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken
Die „Maske“ ist seither aus dem Straßenbild deutscher – und auch anderer – Städte nicht mehr wegzudenken. Sie ist in unserem Alltag zu einem Sicherheits-Accessoire geworden – oft geschätzt, selten geliebt, von einigen Unverbesserlichen gehasst. Den meisten Menschen vermittelt sie aber einfach ein Sicherheitsgefühl.
Anfangs, als die Masken schlecht verfügbar waren, rieten Bundes- und Landesregierungen von ihrem Tragen ab. Dieses unwürdige Spiel war schnell durchschaut. Als im April 2020 dann doch die Tragepflicht eingeführt wurde, schlug die Stunde der sogenannten „Community Mask“ – oft selbstgenähter Stoffmasken mit meist geringem Wirkungsgrad. Aber bald war auch die hellblaue OP-Maske wieder zu einem akzeptablem Preis verfügbar, etwa online. Später kam die FFP2-Maske hinzu. Heute weiß man, dass sie den besten Schutz vor Ansteckung bietet – passiv wie aktiv.
Selbst heute, da wir alle längst ein Impfangebot erhalten haben, wie die ursprüngliche Formulierung der Politik lautete, und mittlerweile Omikron seinen Siegeszug angetreten hat, ist nach wie vor die FFP2-Maske das Mittel der Wahl. Jedenfalls für alle, die eine Ansteckung trotz Impfung vermeiden wollen. Neben der OP-Maske beherrscht sie das Bild in Geschäften, Bussen und Bahnen wie an vielen anderen öffentlichen Orten.
Pandemie findet in Drehbüchern nicht statt
Doch es gibt eine Ausnahme. Eine Branche hört nicht auf, diesem Accessoire, das zu Beginn vielen vielleicht asiatisch vorkam, Widerstand zu leisten. Oder haben Sie schon einen aktuellen Fernsehfilm gesehen, in dem die Protagonisten einen Mund- und Nasenschutz trugen? Einen Tatort, einen Freitagskrimi oder eine Soap? Fehlanzeige?
Das ist kein Zufall. Die Branche hat sich frühzeitig dagegen entschieden, die Corona-Pandemie in die Drehbücher zu integrieren. Nur sehr wenige Ausnahmen bestätigen diese Regel. Oft hat wohl die Angst mitgespielt, dass die Zuschauer*innen in die Realitätsflucht geschlagen werden könnten.
Ich sehe das anders. Schon früh in der Pandemie habe ich mich während des Fernsehens bei dem Gedanken ertappt: „Moment mal, die stehen so nah beisammen und tragen auch gar keine Maske… wie kann man so unvorsichtig sein?“ Und ich bin sicher, ich bin mit diesem Reflex nicht allein.
Realität und Fiktion: Die Schere geht auf
Es kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu. Je länger die Pandemie andauert, desto größer wird die Realitätslücke zwischen den fiktionalen Fernsehproduktionen und unserem Alltag in den Jahren seit Anfang 2020. Wenn ich heute durch die Straßen von großen und kleinen Städten gehe und fotografiere – ich habe das auch seit Sommer 2020 wiederholt gemacht – dann fange ich unweigerlich auch diese neue Realität in Form der verschiedenen Masken ein. Schon aufgrund der Art der Masken könnte man sich wahrscheinlich sogar genauerem Zeitpunkt und eventuell auch Ort der Aufnahmen annähern.
Diese Realität fehlt nun in den Serien und Filmen, die uns sonst auch en passant einen zeitgenössischen Einblick in die Lebensumstände geben. Mit jedem Monat, den die Pandemie andauert, mit jedem Monat, den auch die Pflicht zum Tragen einen Mund-Nasenschutzes andauert, wird diese historische Realität in der fiktionalen Fernsehwelt weiter verzerrt. Ich halte das für falsch.
2 Antworten auf „Realitätsverweigerung“