Instagram ist für den digitalen Einwanderer eines jener sozialen Medien, die schwer zu erfassen sind. Facebook habe ich seinerzeit – war es 2010 oder 2011, als ich mich dort erstmals registrierte? – mehr oder weniger sofort begriffen. Intuitiv. Bis dahin hatte ich lediglich Erfahrung mit Xing, in das mich 2005 ein Gesprächspartner einlud, mit dem ich ein Interview für ein Marketingblättchen geführt hatte. Instagram dagegen fordert gezielte Nutzung.
Xing ist ja aus heutiger Sicht nur noch begrenzt ein soziales Medium, es gilt weithin als Karrierenetzwerk. In den Anfangstagen, war das noch anders. Es war ein frühes Facebook für Erwachsene, man sammelte Kontakte, sie bauten sich wunderschön auf einer Deutschland- oder gar Europakarte auf. In begrenztem Umfang nutzten die User sogar die Statusmeldungen, sie warben mehr oder weniger dezent für eigene Projekte. Und es gab themenbezogene Gruppen, entweder am Beruf orientiert, oder auch an Hobbys wie Bierbrauen, Katzen oder Kochen. Das wird es alles heute noch geben, doch rückte es mit dem Aufstieg von Facebook auch im deutschen Sprachraum in den Hintergrund.
Das Smartphone drängte zu Instagram
Die Karriere steht heute im Zentrum, Xing ist so etwas wie das deutschsprachige LinkedIn. Die lustige Kartendarstellung der Kontakte gibt es längst nicht mehr. Stellenanzeigen machen heute den eigentlichen Kern des Netzwerks aus. Dort, wo es früher mal Diskussionen gab, bilden die User fachspezifische Gruppen. Insgesamt scheint die Begeisterung für Xing auf der Strecke geblieben zu sein. Daher sehen es die meisten heute als bessere Stellenbörse.
Denn um sich im Netz zu präsentieren, gibt es ja, neben vielen anderen, Facebook und – Instagram. Ich bin jetzt vielleicht eineinhalb Jahre dort registriert. Als alter Fotofan hatte ich lange Zeit flickr die Stange gehalten, doch ein noch moderneres Smartphone als das vorhergehende drängte mich dann zu Instagram.
Auf Instagram scheint es sehr unterschiedliche Motivationen zu geben. Während bei flickr die eigentlichen Fotos im Vordergrund stehen, ist es bei Instagram sinnvoll, eine eigene Story im Gepäck zu haben. Dafür muss man nicht einmal zu den viel beschworenen „Influencern“ zählen, die (vor allem) auf Instagram die Cremes, Pulvermischungen oder Kameras ihrer Geldgeber anpreisen. Nein, schon ein privater Account muss eine gewisse Ausrichtung zeigen um aufzufallen. Eben ein eigenes Gesicht entwickeln.
Globale Katzenmarke
Manche Leute zeigen auf Instagram ihr Leben als Aus- oder Einwanderer in der neuen Stadt. Andere präsentieren Tag für Tag, was sie kochen oder essen oder nehmen uns auf ihre Reisen mit. Wieder andere rücken ihre Haustiere in den Vordergrund. Noch andere tragen die Politik ins Fotonetzwerk. Das alles gibt es auf Instagram auf Hobbybasis oder professionell. Ungeschlagen in der Kategorie ist hier wohl „Chris“ aus Florida mit seinen beiden Katern „Cole & Marmalade“, die schon auf Facebook reüssiert haben und längst zu einer globalen Katzenmarke geworden sind.
Gin läuft
Für den Privatanwender von Instagram gibt es einige erstaunliche Erkenntnisse, hat man einmal die Regeln des Netzwerks durchschaut. Zum Beispiel: Hashtags sind das A & O bei Instagram. Eine ungewohnte Erkenntnis für jemanden, der sonst vornehmlich Facebook und sporadisch Twitter nutzt. Wer keine Hashtags sucht und findet, bleibt bei Instagram einsam. Städtebilder scheinen nicht unbedingt gut zu laufen, womöglich ist das Angebot zu breit. Essen läuft so lala. Wahrscheinlich ist auch hier die Konkurrenz zu groß. Besser sieht es aus, ist das Essen etwas spezieller. Sichuanküche zum Beispiel läuft. Noch besser läuft Gin, und das nicht nur die Kehle runter. Die Modespirituose hat auf Instagram eine breite Gemeinde um sich geschart. Und die saugt begierig jede Gin&Tonic-Kreation in sich auf. Berauscht vom Erfolg sollte der Instagrammer sich hier aber der Gefahren bewusst sein… Frank Behrens