Nutzlose Dinge

Oft sind die nutzlosen Dinge die schönsten. Wer braucht heute noch eine Armbanduhr? Ein altes Auto, gedruckte Bücher, Schallplatten und Plattenspieler? Analoge Kameras und Dias… Kennt noch jemand Dias? Auch anachronistisches Spielzeug wie Modelleisenbahnen oder Autorennbahnen hat seine – meist männlichen – Fans. Die Digitalisierung hat all diese Dinge hinweggefegt. Oder genauer gesagt: Hat den Sinn und Zweck dieser Gegenstände aufgehoben, jedenfalls zumindest relativiert.

Diesen Text schreibe ich mit dem Computer. Womit denn auch sonst?, möchte man fragen. Brauche ich also keinen Stift mehr? Die ehrliche Antwort: kaum noch. Allenfalls für ein paar Notizen am Rande. Obwohl ich zugeben muss, dass ich noch vor ein paar Jahren Telefoninterviews geführt habe und anschließend sechs bis zwölf karierte DIN-A-4-Seiten mit dem Kugelschreiber vollgeschmiert hatte. Aber sonst…

Füller klecksen auch mal

Und trotzdem. Ich persönlich kann mich ja für Füller begeistern. Füllfederhalter sind zwar bisweilen etwas zickig und klecksen hier und da vielleicht auch mal. Aber sie sorgen definitiv für das beste Schriftbild. Immer wenn ich mit einem Füller schreibe, verfluche ich die vielen Jahre des Journalistenalltags (und vorher auch schon Unialltags), in denen ich mit einem Kugelschreiber meine Handschrift versaute. Der Computer, der dann für die tatsächlichen Texte ranmusste, half dann auch nichts mehr. Jedenfalls nicht der Handschrift.

TWSBI Eco (links) und TWSBI 580 Diamond Clear
TWSBI Eco (links) und TWSBI 580 Diamond Clear

Bei mir ist es so, dass ich mich phasenweise für bestimmte nutzlose Dinge begeistern kann. Meist dauern diese Phasen so ein bis drei Monate an und sie wiederholen sich sich in einem Rhythmus von vielleicht ein bis zwei Jahren. Können auch mal drei werden. Das ist wohl das, was andernorts Hobby heißt. Bei mir sind es eher diese Phasen. Meine Themen sind: Armbanduhren, Füller und Schreibgeräte, Kameras und Photographie. Unsere Haustiere, derzeit drei Katzen und ein Hund, sind ja immer da. Und auch essen muss ich immer, das heißt ich koche annähernd täglich. Das könnte man auch zu den Hobbys rechnen. Aber Uhren, Füller und Kameras alternieren etwas. Wobei das mit den Kameras schwieriger geworden ist, wie zugeben muss. Denn selbst eine digitale Spiegelreflexkamera leidet im Angesicht der praktischen Smartphone-Alleskönner. Aber vielleicht kommt auch diese Phase mal wieder.

Die Füller-Phase

Jetzt also nach einem Jahr Pause wieder mal Füllfederhalter. Hatte ich gesagt, dass ich hier natürlich von Kolbenfüllern spreche, die nach einem kleinen Tintenglas verlangen? Vor gut einem Jahr hatte ich mir jedenfalls meinen ersten TWSBI-Füller gekauft. Einen „580 Diamond Clear“ für rund 60 Euro. Mehr als zwanzig Jahre lang hatte ich zuvor nur mit einem schwarzen Pelikan M 200 geschrieben und OM-Feder geschrieben, wenn mir mal wieder nach Füller war. Den Pelikan hatte ich noch aus Uni-Zeiten. Und dann war ich über diese Firma aus Taiwan gestolpert: TWSBI, gesprochen: „Twisby“.

Das Netz bescheinigt den Produkten ein außergewöhnlich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Und tatsächlich. Als mein erster TWSBI Anfang 2020 bei mir ankam, musste ich sagen: Der fühlt sich richtig nach etwas an. Und in Antithese zu seiner anachronistischen Funktion, Tinte auf’s Papier zu bringen, ist die Form mit ihrer transparenten Schwere sehr zeitgemäß modern. Letztes Jahr hatte ich mir zum „580 Diamond Clear“ eine dicke Kursiv-Feder bestellt, eine sogenannte „Stub 1,5“. Denn besonders viel schreiben, das erschien mir klar, würde ich mit dem Stück dann wohl doch nicht. Also lieber etwas künstlerisch. Keine falsche Entscheidung.

TWSBI, sprich „Twisby“

Dennoch habe ich mich neulich, als ich mir den nächsten TWSBI bestellte, für eine etwas alltäglichere Feder entschieden – eine B. Die gar nicht so breit ist. Außerdem war sie, wie ich zugeben muss, gerade die einzig bestellbare bei dem von mir favorisierten Modell, einer Orange-Sonderausgabe des „TWSBI Eco“ für knapp 40 Euro. Ich bereue es nicht. Die B-Feder ist noch etwas alltagstauglicher als die breite Stab-Feder und da der ganze Füller noch etwas günstiger ist, ist es vielleicht auch das Modell, das ich dann schon mal mitnehmen werde, wenn ich erwarte, auswärts etwas schreiben zu müssen. Heute übrigens schon geschehen. Solide sind die „Twisbys“ sowieso.

Was hat die neueste Phase eigentlich ausgelöst? Mein Pelikan M 200 hatte plötzlich seine Feder verloren und ist damit wohl ans Ende seines Produktlebens gelangt. Der neue TWSBI Eco erbt jetzt auch erst einmal seine schwarzblaue Pelikan-4001-Alltagstinte. Übrigens: Es gibt inzwischen Apps, die handschriftliche Notizen ideal digitalisieren sollen. Ich werde es ausprobieren und hier gegebenenfalls davon berichten. Und mal gucken, wie lang die aktuelle Phase so dauern wird.

Schriftprobe: TWSBI Eco (rechts) und TWSBI 580 Diamond Clear
Schriftprobe: TWSBI Eco (rechts) und TWSBI 580 Diamond Clear

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